AURISTIM

WIRKUNG

Medizinischer

Hintergrund

Der Vagus Nerv ist zentraler Bestandteil des sogenannten parasympathischen Nervensystems1. Neben dem sympathischen Nervensystem als dessen Gegenspieler, reguliert es vitale Mechanismen im Körper wie die Herzrate, den Blutdruck, die Atmung, etc. Das parasympathische Nervensystem übernimmt Funktionen der Regeneration, während das sympathische Nervensystem bei körperlicher Anstrengung und Stress aktiv ist. Vielen vor allem chronischen Erkrankungen liegt eine Fehlregulation in diesen Abläufen zugrunde. Dies schlägt sich oft in einer reduzierten vagalen Aktivität nieder, was wiederum eine Regeneration bzw. Genesung von zum Beispiel chronischen Schmerzen erschwert.

Der Vagus Nerv innerviert Organe im Brust- und Bauchraum. Dies umfasst unter anderem den unteren Teil der Luftröhre, die Bronchien, das Herz, die Aorta und den gesamten Magen-Darm-Trakt1. Neben seiner steuernden Wirkung überträgt der Vagus Nerv auch sensorische Information von den Organen zum Zentralnervensystem und übernimmt somit eine Wächterfunktion bzw. eine Feedbackfunktion. Rund 80% aller Fasern des Vagus Nervs sind afferente (sensorische) Fasern, was die Relevanz dieses Feedbacks unterstreicht. Dies äußert sich beispielsweise sehr eindrucksvoll in der Funktion des Vagus Nervs in der Immunregulation über den sogenannten cholinergen-anti-inflammatorischen Weg2.

Neben der Innervierung des Brust- und Bauchraums sendet der Vagus Nerv auch sensorische Fasern in den Bereich der Ohrmuschel3 und des Gehörgangs aus. Diese Nervfasern können über die parallel laufenden Blutgefäße aufgefunden werden (Gefäß-Nervenbündel4,5). Über AuriStim werden diese afferenten Zweige des Vagus Nervs in der Ohrmuschel stimuliert. Eine ausschließlich afferente Stimulation verhindert dabei eine direkte Beeinflussung von Effektor-Organen, wie dem Herzen, und somit unerwünschte Nebenwirkungen. Die elektrischen Signale werden stattdessen über den Vagus Nerv an den Hirnstamm übertragen, um dort weiter verarbeitet zu werden. Dies bietet umfangreiche neuromodulatorische Möglichkeiten.

Mit Bezug auf die Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen kommt es durch die Stimulation zum einen zur Blockade von Schmerzimpulsen an das Gehirn, zum anderen werden indirekt Schmerzrezeptoren stimuliert, hemmende Schmerzkontrollsysteme aktiviert und körpereigene Neurotransmitter wie Endorphine und Opioide freigesetzt6,7. Langfristig bewirkt dies eine Adaptation der Schmerzverarbeitung, aber auch, durch die Stimulation des parasympathischen Nervensystems, einen Ausgleich der sympathovagalen Fehlregulation und somit eine verbesserte autonome Kontrolle8.

Die therapeutischen Effekte der aurikulären Vagus Nerv Stimulation konnten bereits in mehreren klinischen Studien gezeigt werden. Untersuchungen zur Behandlung von chronischem Zervikalsyndrom und chronischem Rückenschmerz belegen eine anhaltende schmerzreduzierende Wirkung bei gleichzeitiger Verbesserung des Wohlbefindens, der Mobilität und der Schlafqualität der PatientInnen sowie einem reduzierten Schmerzmittelbedarf6,7. Postoperativ bei Tonsillektomie und laparoskopischer Nephrektomie konnten ebenfalls positive Effekte der elektrischen Stimulation auf die Schmerzwahrnehmung nachgewiesen werden9,10. Bei PatientInnen mit Claudicatio Intermittens (Schaufensterkrankheit) zufolge von peripherer arterieller Verschlusskrankheit wurde eine signifikante Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke gezeigt11.

Im Unterschied zu anderen Therapien von chronischen Schmerzen, wie der Behandlung mit schweren Opioiden oder mittels invasiver Rückenmarksstimulation, bietet Ihnen die aurikuläre Vagus Nerv Stimulation eine schonende, nicht-medikamentöse und nebenwirkungsarme Therapieoption bei akuten und chronischen Schmerzen.


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1 E. Kandel, J. Schwartz, T. Jessel et al. McGraw-Hill, ISBN 978-0071390118, 2012.
2 H.R. Berthoud und W.L. Neuhuber. Auton Neurosc Basic 85: 1-17, 2000.
3 E.T. Peuker und T.J. Filler. Clin Anat 15: 35-37, 2002.
4 P. Carmeliet und M. Tessier-Lavigne. Nature 436(7048): 193-200, 2005.
5 E. Kaniusas, G. Varoneckas, B. Mahr und J.C. Széles. IEEE Trans on Instr and Meas 60(10): 3253-3258, 2011.
6 S.M. Sator-Katzenschlager, J.C. Széles, G. Scharbert et al. Anesth Analg 97: 1496-1473, 2003.
7 S.M. Sator-Katzenschlager, G. Scharbert, S.A. Kozek-Langenecker et.al. Anesth Analg 98: 1359-1364, 2004.
8 S. Kampusch, F. Thürk, E. Kaniusas und J.C. Széles. IEEE Sensors Applications Symposium: 79-84, 2015.
9 R. Likar, H. Jabarzadeh, I. Kager et al. Schmerz 21: 154-159, 2007.
10 H. Kager, R. Likar, H. Jabarzadeh et al. Acute Pain 11: 101-106, 2009.
11 T. Payrits, A. Ernst, E. Ladits et al. Zentralblatt Chirurgie 136: 431-435, 2011.